Die zwei Richtungen des Meditationswegs

 

Es gibt zwei grundlegende Bewegungen des spirituellen Menschen

 

„rauf und raus“

 

und

 

„runter und rein“

 


„rauf und raus“

Zum einen geht die Bewegung hinein in den transpersonalen Raum - also nach jenseits des Denkens und Fühlens, mit denen wir uns als Person identifizieren. Hier geht es um Weite, erweiterte Bewusstseinszustände (die Stille ist bereits einer!), um das Göttliche, das Formlose, das Sein. Der Fokus der Wahrnehmung liegt auf dem Bewusstsein an sich bzw. dem zunehmend stillen, sich von Inhalten leerenden Bewusstsein. Hier können sehr angenehme Erfahrungen von Entrücktheit, tiefster Gelassenheit, von Einheit und allumfassender, „un-bedingter“ Liebe gemacht werden, in denen man allerdings auch hängen bleiben kann (s.u. spirituelle Fallen). Die spirituelle Einladung, "nach Innen zu schauen", zielt letztlich nicht darauf, dort etwas (Inhaltliches) zu finden,  sondern in intimem Kontakt mit "dem Schauenden", also dem inhaltsleeren, wahrnehmenden Bewusstsein selbst zu sein.

 

Der Weg geht dann aber wieder zurück in die Welt:

 

„runter und rein“

Der Weg führt zurück zu seiner Bewährung im Alltag, ins Mensch-Sein, in das Menschliche, die Form, die Materie, die Imperfektion. Die Verwirklichung oder Verkörperung der erfahrenen Weite in der Welt, wie sie ist, ist aus meiner Erfahrung nur sehr wenig per Willen (Entschiedenheit wird dennoch verlangt) und schon gar nicht per Technik machbar. Sie geschieht über die Zeit mehr und mehr von selbst, mit Schwankungen und Unterbrechungen. Die innere Intuition für den Weg des In-den-Ausdruck-Bringens wird allmählich stärker, wenn man ihr regelmäßig Raum gibt und zugleich die "alten Impulse" in ihrer wenig hilfreichen Befangenheit sehen und loslassen kann.

 

 

Die Mystiker bezeugen, dass sie das Göttliche in allem und schließlich als alles erleben – unabhängig vom Zustand der manifesten Welt. Die Beschreibung „in der Welt, aber nicht von der Welt“ (in Anlehnung an Johannes 8:23) spiegelt diesen Weg zurück in die Welt wider.